120 Mitarbeiter der niederländischen Wessanen-Gruppe engagierten sich einen Tag lang in Potsdam.
Potsdam West – Alle Blicke sind nach oben gen Baumkrone gerichtet. Mit sichtbarer Kraftanstrengung ziehen ein paar Mithelfer an einem Seil, das oben um den Stamm gespannt ist. Ein anderer sitzt in der Baumkrone und hilft nach. Schließlich ziehen sie ein riesiges Metallgerüst nach oben. Auf dem Gelände der Scholle 34 in Potsdam sind die Helfer dabei, eine Großleinwand zu errichten. Schon in der nächsten Woche soll dort ein Freilichtkino starten.
Es sei Mal etwas anders als das Büro-Leben, sagt Christina Niemann, die mit anpackt. „Es ist tatsächlich Konstruktionsarbeit.“ Sie ist eine von 120 Mitarbeitern der niederländischen Unternehmensgruppe Wessanen, die am Dienstag für einen Tag auf der Scholle 34 mithelfen. Wessanen ist ein Produzent für Bio-Lebensmittel, zu dem die Tochterfirma Allos Hof-Manufaktur gehört. Aus sechs europäischen Ländern haben sich die Mitarbeiter in Potsdam zusammengefunden, um das Gelände der Scholle 34 auf dem Weg zu einem Nachbarschaftstreff ein Stück weit voranzubringen. Sie graben den Garten um, entfernen Unkraut zwischen den Steinen, verlegen eine Wasserleitung oder bauen eine Überdachung für den Tresen. Arbeit auf dem Gelände der Scholle 34, die seit Jahren von Ehrenamtlichen renoviert wird, gibt es genug.
Teambuilding, Businesspläne und soziales Engagement
Einmal im Jahr treffen sich die Führungskräfte des Unternehmens in einem anderen Land, um dort einen Tag lang an sozialen oder ökologischen Projekten mitzuarbeiten, erzählt Klaus Arntz, verantwortlich für Marketing und Nachhaltigkeit. Im vergangenen Jahr seien sie in der Nähe von Barcelona gewesen, wo sie eine Einrichtung für Menschen mit Behinderung unterstützten, vor zwei Jahren arbeiteten sie in einem Nachbarschaftstreff in Kopenhagen mit. „Wir wollen einen positiven Beitrag leisten“, sagt Arntz. Daher sei die Idee entstanden, Teambuilding und Businesspläne mit sozialem Engagement zu verbinden. „Das Ziel ist, sich nützlich zu machen“, sagt auch Alexandra Zivy aus Frankreich, die das Unkraut zwischen den Steinen entfernt.
Die ganze Aktion habe sich zufällig ergeben, erzählt Annette Paul, Geschäftsführerin des Stadtteilnetzwerks Potsdam West. Die Stiftung „Gute-Tat“, die Firmen eine kurzzeitige Freiwilligenarbeit für große Gruppen vermittelt, hat den Kontakt zwischen der Scholle 34 und der Wessanen-Gruppe hergestellt. „Sie bringen nicht nur jede Menge Leute mit, sondern auch 5000 Euro“, freut sich die Geschäftsführerin. Das Geld sei in Arbeits- und Baumaterialen geflossen, so Paul.
Starke Impulse für die Weiterentwicklung
Der Nachbarschaftstreff kann die Unterstützung gut gebrauchen. Denn die nötigen Gelder für eine umfangreiche Renovierung fehlen laut Paul. Im vergangenen Jahr hat es auf dem Gelände außerdem kurz hintereinander zwei Brandanschläge gegeben. Letztes Jahr seien mit viel Einsatz von Ehrenamtlichen die Toiletten hergerichtet worden, berichtet Paul. Das sei durch den Brand wieder zerstört worden. Unter den etwa 60 Ehrenamtlichen, die an dem Aufbau der Scholle 34 mitwirken, sei daraufhin eine Erschöpfungsphase eingetreten. „Es ist gut, dass von außen nun wieder ein starker Impuls kommt“, freut sich Paul über das Engagement der Wessanen-Mitarbeiter. Stück für Stück, sobald erste Räume fertig seien, solle das Gebäude genutzt werden und nicht erst, wenn alles fertig ist. „Es ist ein Projekt, das sich permanent weiterentwickelt“, sagt Paul.
Quelle: Bericht Tagesspiegel Neueste Potsdamer Nachrichten (27.06.2018)
Den Fernsehbericht dazu sehen Sie hier