Führungskräfte packen es an – Vestas in der Bugenhagen Schule Alsterdorf
Dienstag, der 27. Januar 2015, 12:55 Uhr in der Bugenhagen Schule in Alsterdorf: Ein Reisebus hält vor dem Gelände der Schule und lässt knapp 50 Männer und Frauen, zum Teil in Blaumännern gekleidet, aussteigen. Heute soll es zur Sache gehen. Ein Team aus Führungskräften der Firma Vestas hat sich vorgenommen, der Schule zu helfen und Renovierungsarbeiten vorzunehmen. So werden an diesem Tag die Anzüge und Kostüme im Schrank gelassen und es geht leger an die Arbeit.
Zur Begrüßung geht es ins Lehrerzimmer. Da fühlt sich manch einer gleich in seine Schulzeit zurück versetzt: „Das ich mal ein Lehrerzimmer betrete, hätte ich mir nicht träumen lassen.“
Die Helfer wissen noch nicht was auf sie zukommt. Bevor es aber an die Gruppeneinteilungen geht, gibt Daniel Röhe, der Schulleiter, Auskunft über die Schule, die Idee der Inklusion und über die Stiftung Alsterdorf. Die Bugenhagen Schule in Alsterdorf kümmert sich um ca. 900 Schüler, von denen ca. 250 Schüler Assistenzbedarf haben. Als Teil des Bildungsbereiches der Evangelischen Stiftung Alsterdorf wird auf Respekt und Wertschätzung im Sinne einer christlichen Grundhaltung Wert gelegt. Das Schulkonzept ist reformpädagogisch ausgerichtet. Die vier Grundsäulen – Respekt, Individualität, Verantwortung und Selbstbestimmung – werden dabei nicht nur im Unterricht, sondern im alltäglichen Miteinander umgesetzt.
Nach der Vorstellung der Schule geht es an die Gruppeneinteilung: mittels Bilderkarten hat jeder schnell eine Aufgabe gefunden und es kann los gehen. Die einzelnen Gruppen machen sich an die Arbeit. Im Haupthaus gilt es in der Sporthalle und im Luftkissenraum, die Gräte zu sichten, zu sortieren, zu säubern und wieder einzuräumen. Es geht an diesem Nachmittag aber auch noch etwas weiter: Einräder werden auseinander geschraubt, mit neuen Ventilen versehen und wieder zu funktionierenden Einheiten zusammen gebaut. Diabolos die teuflisch verknotet sind, werden mit viel Geduld wieder entknotet. Und es stellt sich auch immer wieder die Frage wofür das ein oder andere Equipment gut sein könnte. So z.B. alte Fahrradmäntel. Die Antwort: Hula Hoop.
Vor der Sporthalle wird währenddessen die ehemals weiße Wand ausgebessert und neu gestrichen. Die gegenüberliegende Backsteinwand soll von Graffiti befreit werden, was sich als ziemlich anstrengend erweist. Parallel werden im Flur Säulen grau lackiert, wobei seitens der Schüler die Farbwahl bunter sein könnte. Das Grau wird in Frage gestellt – warum es nicht blau, grün, rosa oder violett sein könne ist das Thema Nummer eins. Im laufenden Schulbetrieb zu streichen kann sich als tückisch erweisen, insbesondere, wenn ahnungslose Eltern sich gegen die frisch gestrichenen Säulen lehnen, während sie auf ihre Kinder warten. Wie erfreulich, dass der Lack schneller trocken ist als gedacht. Keine Jacke verlässt an diesem Tag mit grauen Streifen das Schulgebäude.
Im Keller wird derweil der Chill-Raum neu gestaltet. Zu den Aufgaben gehören Fototapete zu entfernen, Wände zu streichen und Fensterrahmen abzuschleifen und neu zu lackieren. Keine leichte Aufgabe. Zum Glück ist eine Helferin vom Fach. Mit einem Blick auf die Fenster wird fest gestellt: „Das sind verzinkte Fenster – da brauchen wir eine Grundierung, sonst läuft nichts.“ Mit Feuereifer wird angepackt und auch als sich der Tag dem Ende nähert und es noch einiges zu tun gibt, melden sich die Ersten freiwillig dazu, auf das Abendessen zu verzichten und lieber den Einsatz fertig zu machen.
Draußen vor dem Lehrerzimmer wird der Bauwagen der Streitschlichter aufgemöbelt. Hier wird der Fußboden erneuert, Leisten gestrichen, die Decke abgeschliffen, verspachtelt und bemalt, Fensterrahmen lackiert und sich gewundert, warum da so einige elektrische Anschlüsse sind. „Handelt es sich hier um eine zukünftige Folterkammer?“ wird mit einem Augenzwinkern gefragt. Nach der Erklärung, dass der Wagen für Schüler gedacht ist, die als Streitschlichter agieren und Konflikte lösen sollen, wird verständig genickt. Doch einer gibt zu:„Ich wäre oft hier drin – aber nicht als Streitschlichter. Ich war damals immer in Ärger verwickelt.“
Die Hälfte der Helferinnen und Helfer ist mittlerweile im Oberstufengebäude angekommen und hat sich auch hier ans Werk gemacht. Der Theaterraum erhält einen neuen Anstrich, und zwar zweifarbig. Ein Hindernis bei der Streichaktion ist der große Materialschrank, der fest mit der Wand verschraubt ist. Hier wird kurzerhand beschlossen, ihn abzuschrauben und abzurücken – doch es zeigt sich, dass die Rückwand brüchig ist und die Materialien gewiss herausfallen würden. In diesem Augenblick kommt die Theaterlehrerin in den Raum. Sie ist nicht nur begeistert, dass der Raum neu gestaltet wird, sondern kann auch gleich hinsichtlich des Schrankes Entwarnung geben – der würde die nächsten Jahre bestimmt nicht abgerückt werden, es kann also gern drum herum gestrichen werden. Das Team kommt gut voran, auch wenn es vielleicht mit zwei Händen schneller ginge. „Nimm mal die Hände aus den Hosentaschen, wärest Du hier auf dem Bau, hätte es schon längst nen` Anpfiff gegeben,“ witzelt einer der Mitarbeiter.
Eine Etage weiter oben wird ebenfalls kräftig vorgelegt. Hier ist der Klassenflur zu streichen. Schnell sind die Bildlaufleisten ab geklebt, alles mit Folie ausgelegt und los geht’s. Gerde mit der Teleskopstange ist es aber anstrengend und man kommt ganz schön ins Schwitzen. „Streichen macht schon Spaß, da sieht man anschließend, was man geschafft hat!“. Dieser Satz ist an diesem Nachmittag öfter zu hören.
Und im zweiten Obergeschoss wird nicht handwerklich sondern analytisch gearbeitet. In der Lehrerbibliothek werden Bücher katalogisiert, ein Ausleihsystem entwickelt und alles in einer Excel-Liste zusammengetragen.
Der Nachmittag vergeht in Windeseile und kurz nach 5 Uhr kommen alle Gruppen wieder zusammen. Dieses Mal im Theaterraum. Mit einem großen Dankeschön der Schule wird hier die Gruppe verabschiedet. Leider ohne Schulleiter, der in den Zeugniskonferenzen sitzt. Aber über den Tag verteilt gab es bereits Lob und viel Anerkennung, denn alle Lehrer, die Hausmeister und auch die Schulleitung ist begeistert. Alle sind sich einig – es war eine wunderbare Aktion, eine große Hilfe und regt hoffentlich auch Schüler an, sich für ihre Schule einzusetzen. Ein gelungener Tag für alle Beteiligten.