Im „Herz As“: Dort wo sich sonst von Obdachlosigkeit betroffene Menschen aufwärmen, einen Kaffee trinken oder vom Mittagsangebot kosten, warten Tische voll gepackt mit Gemüse, Backzutaten und anderem Koch- und Backutensilien auf fleißige Helfer. Das Marketing & Brands Team hat sich entschlossen, seinen Team Tag anderen zu widmen und für den Förderverein des Winternotprogramms Suppe und Salat vorzubereiten sowie Plätzchen zu backen.
Der Förderverein Winternotprogramm ist ein rein ehrenamtlicher Verein, der sich um die Nutzerinnen und Nutzer des Winternotprogramms kümmert. Rund 2.000 Menschen leben in Hamburg auf der Straße. Im Winter stellt die Stadt ein Winternotprogramm für ca. 800 Personen zur Verfügung, um den Männern, Frauen und Paaren eine Möglichkeit zu bieten, ohne Winterkälte- und nässe zu übernachten. Eine Verpflegung ist dabei nicht vorgesehen. Hier setzt der Förderverein an und bereitet mit der Hilfe von Ehrenamtlichen jeden Abend ein Abendessen zu. Die Lebensmittel kommen dabei zum Teil von der Tafel, von Spendern oder werden eingekauft, solange es durch Spenden möglich ist.
An diesem Mittwoch gibt es Unterstützung durch ein gut 40-köpfiges Team, dass gegen 13 Uhr eintrifft und voller Tatendrang ans Werk geht. Davor gibt es eine kurze Begrüßung durch die Stiftung Gute-Tat, eine kleine Erklärung was zu tun ist, schon geht’s los. Das Team teilt sich mittels Losverfahren auf die einzelnen Stationen auf – doch davor werden die Schürzen verteilt, die extra für diesen Tag mit den Namen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer versehen wurden. Gut ausgestattet und hoch motiviert geht’s an Werk.
Für die Suppe sind 5 Stationen vorgesehen: Kartoffeln schneiden, Süßkartoffeln schneiden, Möhren schneiden, Lauch schneiden und Petersilie hacken. Am Petersilien-Tisch macht sich schon nach kurzer Zeit der typische Geruch des Krautes breit und mengt sich köstlich zum Aroma von Lauch und Möhren. Es wird geschält, gewürfelt und gehackt was das Zeug hält und schnell sind die großen Siebe fertig zum Abwaschen. In der Küche steht für die fertigen Zutaten ein großer Bottich bereit, der als Zwischenlager für die Zutaten dient, bis diese an der Reihe sind, in die riesige Industriepfanne zu wandern.
Auch am Salat-Tisch geht es heiß her – hier glühen die Reiben nach kurzer Zeit. Sind doch 12 Weißkohlköpfe zu reiben. Die Helden an diesem Tisch haben nicht nur eine anstrengende sondern leider auch monotone Aufgabe, halten aber tapfer durch. Wenn sich dort nicht am nächsten Tag Muskelkater breit macht. Damit der Salat etwas Pepp bekommt, sind dann auch noch Zwiebeln zu schälen und zu hacken und manch einem kommen die Tränen ob des beißenden Geruchs.
Jubel gab es bei so einigen Teilnehmern bei der Verlosung wenn „Backen“ gezogen wurde. Der Programmpunkt scheint besonders beliebt zu sein. An einer langen Tafel gilt es im Akkord Mürbeteig herzustellen, auszurollen und mit vielen verschiedenen Motiven auszustechen. Schnell sind die Bleche voll mit Sternen, Bären, Häuschen und vielen anderen Motiven. Auch die Vanillekipfeln gehen in die Serienproduktion. In einer Ecke der Weihnachtsbäckerei haben sich auch einige Helfer zusammen gefunden um mitgebrachte Tütchen mit kleinen Botschaften zu bekleben und sie hübsch zu gestalten. In den Tütchen sollen später die fertigen Kekse und Schokoladenweihnachtsmänner unterkommen.
Der Raum ist erfüllt von Stimmen, Musik und dem Duft von Plätzchen. Aus der Küche kommen zwischendurch kleine Tabletts mit Kinderpunsch um adventliche Stimmung zu bereiten und das geschäftige Treiben mischt sich immer wieder mit hellem Lachen. So vergeht der Nachmittag im Fluge. Zeit einen Blick in die Küche zu werfen. Hier wachen einige Teilnehmer an der Industriepfanne über die Suppe, schmecken sie nach und nach ab und überlegen, welche Kräuter noch passen könnten und ob es doch noch etwas mehr Salz sein darf. Auch die Frage ob und wenn ja wie stark die Suppe schließlich püriert werden soll, bestimmt am späten Nachmittag die Gespräche. Derweil wird am nebenstehenden Herd die Marinade für den Krautsalat bereitet und an der gegenüberliegenden Wand am Waschbecken stehen auch immer einige Helfer, die bereits einen Teil des Abwasches erledigen.
Gegen 16 Uhr stößt Aline Zieher, Vorstand des Fördervereins Winternotprogramms zu den Helferinnen und Helfern. Sie bedankt sich sehr für die Unterstützung der Freiwilligen, aber auch für die Übernahme der Kosten für die Zutaten – das sei nicht selbstverständlich. Außerdem berichtet sie über das Winternotprogramm, was von den Ehrenamtlichen geleistet wird, mit welchen Herausforderungen sie zu kämpfen haben und beantwortet gern alle Fragen. Auch der Leiter des Herz As, Andreas Bischke kommt am Nachmittag zu seinen Gästen dazu und berichtet über die Arbeit der Tagesaufenthaltsstätte Herz As und die Situation der Obdachlosen in Hamburg.
Zwischenzeitlich werden hunderte Tütchen mit Süßigkeiten konfektioniert, dutzende Liter Suppe in Transportbehälter umgekippt und kiloweise Salat in Behälter umgeschichtet. Der Transport vom Herz As zum Winternotprogramm steht an. Leider können nicht alle Teilnehmer parallel im Winternotprogramm auftauchen, der Betreiber Fördern und Wohnen hatte kurzfristig entschieden, nur 6-7 Personen gleichzeitig hinein zu lassen. So erfolgt der Transport also in Etappen. Die erste Gruppe geht mit Aline Zieher voran und bringt die ersten Behältnisse mit Suppe, Salat und die ersten Tütchen mit Keksen rüber. Die verbliebenen Helfer räumen in der Zeit die Küche und den Aufenthaltsraum auf und Fegen alles durch, denn dem Hers As soll so wenig Arbeit wie möglich hinterlassen werden. Dann gehen auch alle anderen in Richtung Winternotprogramm. Dort sind schon viele der Weihnachtstütchen an die Wartenden verteilt, viele Wartende sind es an diesem Abend ohnehin nicht. Kein Wunder wie Aline Zieher erklärt, viele kommen erst später, geben 22 Uhr. Sie werden ihr Päckchen mit Süßem vom Wachdienst erhalten.
So bleibt für die fleißigen Helferinnen und Helfer noch die Verabschiedung. Ein schöner und interessanter Nachmittag mit vielen Eindrücken und neuen Erfahrungen geht zu Ende. Die Bilanz des Einsatzes: Gut 70 Liter Kartoffelsuppe, was für zwei Abendessen reicht. Etwa 20 Kilo Krautsalat, der ebenfalls zwei Abendessen versorgen sollte und so viele Tütchen mit selbstgemachten Keksen und Schokoladenweihnachtsmännern, dass jeder Nutzer des Winternotprogramms sich nicht nur am Mittwoch freuen kann, sondern wahrscheinlich auch am Donnerstag. Nicht zu sehen für die Helferinnen und Helfer waren auch die erleichterten Gesichter der Ehrenamtlichen, die am Mittwoch Abend für den Essensdienst eingeteilt waren. Mit nur 4 Personen, freuten sie sich riesig, dass sie die Suppe nur warm halten mussten und der Salat nur noch aufzuteilen war. So war mehr Zeit, genug Tabletts mit belegten Brötchen und Brot vorzubereiten. Ein Einsatz der sich gelohnt hat.