Durch Fotografie ein neues Selbstbild vermitteln
Zwei Fotografen stehen Rede und Antwort: ich bin mit Olivia und Dirk in einem Café in Ottensen verabredet. Beide sind freischaffende Fotografen, beide engagieren sich für Genety e.V.. Den Kontakt dorthin haben sie von Gute-Tat erhalten.
Genety ist ein Verein, der für Jugendliche in sozial schwachen Gebieten Hamburgs Kultur-Bildungsprojekte durchführt zur Persönlichkeitsentwicklung und Kompetenzförderung. Olivia und Dirk begleiten Fotoprojekte an Stadtteilschulen in Harburg und Wilhelmsburg.
Für zwei Wochen steht für die Schüler Fotografie auf dem Stundenplan. Es geht darum, fit an der Kamera zu werden. Gleichzeitig setzen sich die jungen Menschen zwei Wochen mit sich und ihrer Zukunft auseinander. Dirk dazu: „Für die meisten Jugendlichen ist es Neuland, sich so intensiv mit der eigenen Person zu beschäftigen, zu reflektieren und Ziele zu definieren. Im Projekt müssen sie sich Fragen stellen, wie `Wer bin ich?, `Was kann ich?` oder `Wo will ich hin?. Beispielsweise müssen sie sich einen ganzen Tag lang damit beschäftigen, wo sie ihre berufliche Zukunft sehen – das Ergebnis halten sie dann in einem Foto fest.“
Die Aufgaben lösen sie aber nicht allein; sie arbeiten in Kleingruppen von vier bis sechs Schülern. „Unsere Aufgabe als Engel ist es, Unterstützung und Anstösse in dieser Findungsphase zu geben und Stärken sichtbar zu machen,“ so Olivia. „Erst im zweiten Step geht es um die Übersetzung des neu entdeckten Selbstbildes in ein Fotomotiv. Natürlich erklären wir die Funktionsweise der Kamera, geben Tipps beim Fotografieren und gehen gemeinsam ins Fotolabor. Es ist aber vor allem der Austausch in der Gruppe, den ich als so bereichernd empfinde.“
Die Fotoausrüstung wird von Genety e.V. gestellt. Jede Gruppe erhält einen Rucksack, in dem sich eine Spiegelreflexkamera und Speicherkarten befinden. Auch hier geht es um die Kompetenzförderung: Für eine ganze Woche tragen die Jugendlichen gemeinsam die Verantwortung für ihre Ausrüstung. Dirk hat bisher zwei Projektwochen – gefördert vom bundesweiten Programm “Kultur macht stark” – begleitet. Es ist kostbare Zeit für einen Selbstständigen, aber gern investierte Zeit: „Die Zusammenarbeit mit den Jugendlichen gibt meinem Leben einen weiteren Sinn.“ Olivia hat sich sogar zu einer Fortbildung bei Genety entschlossen: „Ich will ehrenamtliche KNK-Beraterin werden. KNK steht für Kompetenznachweis Kultur und ist ein vom Bundesministerium entwickelter Bildungspass. Ich merke einfach, wie viel Spaß mir die Arbeit mit Jugendlichen macht. Das will ich weiter machen, und dafür finde ich die Fortbildung einfach sinnvoll.“
Olivia und Dirk und alle Engel, die sich für Genety e.V. engagieren: Danke für Eure gute Tat!
Text/Foto: Silke Brüggemann